Everything is perfect in the digital world. The colours are rich, the contour lines straight and the structures flawless. What does this have to do with the latest fabric trends? This is the question Thomas Ehrenfried, Head of Design at BEHF Architects, discusses in an interview for Austrian daily Kurier.
Natürliche und handgemachte Stoffe sind der Gegenpol zur Digitalisierung: Sie fühlen sich gut an, leuchten in wunderbaren Farben und kleine Strukturfehler sind willkommen. IMMO präsentiert die schönsten Stücke der Saison.
In der digitalen Welt ist alles perfekt. Nicht nur das Leben der Schönen und Reichen ist auf Plattformen wie Facebook und Instagram makeloss. Auch die Farben sind satt, die Konturen gerade und die Strukturen fehlerfrei. Was das mit den aktuellen Stofftrends zu tun hat? Überraschenderweise sehr viel. Darin sind sich Einrichtungsexperten einig. Jasmin Kapp, Geschäftsführerin der Designfunktion: „Haptische Stoffe mit hoher Qualität und schönen Farbkombinationen bilden den Gegenpol zur Digitalisierung.“ Auch Thomas Ehrenfried, Head of Design bei BEHF Architects weiß: „Der Trend geht weg von makellosen Textilien und hin zu natürlichen, handgemachten Materialien.“ Kleine Strukturfehler werden also verziehen – sind sogar willkommen – solange sich die Stoffe gut anfühlen.
Das beliebteste Material liegt gut in der Hand. Samt ist laut Einrichtungsprofis der absolute Megatrend. „Der Stoff fühlt sich gut an und löst ein angenehmes Gefühl aus“, erklärt Erich Bernard von BWM Architekten. Aber auch Leinenstoff sei ein großes Thema. Das Textil aus Flachsfasern wird meist mit anderen Materialien wie Baumwolle oder Seide kombiniert.
Dass die haptischen Anforderungen an die Stoffe immer wichtiger werden, weiß auch Mario Redl. Gemeinsam mit seinem Bruder Marcus Redl führt er den Tapezierer und Malerbetrieb Redl & Redl Raumgestaltung in vierter Generation. Im Schauraum im 18. Wiener Gemeindebezirk können Tausende Stoffproben besichtigt und noch wichtiger berührt werden. „Unsere Kunden legen großen Wert auf natürliche Stoffe – auch wenn sie manchmal mehr Pflegeaufwand bedeuten, als Kunststoff“, erklärt der Profi. Ein Beispiel: Leinenstoff knittert. Wer schöne Leinenvorhänge möchte, muss dafür nicht nur 30 Minuten Bügelarbeit nach jedem Waschgang in Kauf nehmen, sondern auch die natürliche Veränderung des Stoffes. Denn die Flachsfasern verlängern sich nach dem Aufhängen um einige Zentimeter. „Daher empfehlen wir, einen Leinenvorhang von vornherein am Boden aufliegend zu gestalten und nicht schweben zu lassen“, so Redl.
Neben der hohen Nachfrage nach Naturstoffen bemerkt der Tapezierer eine weitere Entwicklung. „Seit einigen Jahren werden auch an Textilien technische Anforderungen gestellt.“ Zur Demonstration zieht er eine leicht glitzernde Stoffprobe aus dem Regal. „Dieses Textil schluckt den Schall“, sagt er. Ein Schweizer Unternehmen tüftelt gerade daran, die einzelnen Fäden optisch zu verändern, damit der silberfarbene Schimmer nicht mehr zu sehen ist. Dann könne der Stoff individuell eingesetzt werden. „Viele Kunden haben Probleme mit einem unangenehmen Echo in der Wohnung und das ist mit diesem Vorhang gelöst“, erklärt Redl. Auch für Besprechungsräume oder Büros werde der Stoff bereits eingesetzt.
Schallprobleme können aber auch Teppiche lösen – denn die erleben laut Erich Bernard von BWM Architekten ohnehin ein Revival. „Sie werden leichter und sind individueller gestaltet als früher“, weiß Bernard. Moderne Drucktechniken ermöglichen auch spannende Überraschungseffekte. Dabei entsteht eine optische Täuschung, die flauschige Teppiche wie Steine oder Fliesen aussehen lässt.
Das dominanteste Stoffmuster ist aber – vom Teppich über Fauteuil, Bettzeug und Tischwäsche bis hin zum Vorhang – das geometrische Design. Laut Erich Bernard sind Primärformen vorherrschend. Dazu zählen Rauten, diagonale Linien, Rechtecke, Quadrate und vor allem Kreise. Jasmin Kapp ergänzt die Mustertrends um florale und tierische Muster. „Alles was im botanischen Garten zu finden ist, zieht in den Wohnraum ein“, erklärt die Expertin. Ein Insidertipp seien außerdem die Designs von Josef Frank. Der österreichische Designer wanderte in den 30er-Jahren nach Stockholm aus und prägte die schwedische Moderne. Nun finden seine Entwürfe den Weg zurück nach Wien. Seit zwei Jahren tapeziert Gerhard Bauderer unter dem Namen „Kabinettstücke“ Vintagemöbel mit den extravaganten Mustern. „Die Kunden bringen ihre Stücke und ich überziehe sie mit den immer noch zeitgemäßen Stoffen von Josef Frank“, erzählt Bauderer.
Auch farblich entsprechen die Stoffe von Josef Frank den aktuellen Trends. Denn es wird richtig bunt im Wohnraum. Satte Farben wie Rot, Korall-Pink und Orange ergeben laut Jasmin Knapp mit Puderfarben, wie Creme-, Natur- und Nudetönen eine perfekte Kombination. Auch Grün sei nach wie vor beliebt und wird mit Burgunderrot oder Gold inszeniert.
Grüntöne brauchen laut Thomas Ehrenfried allerdings keine zusätzlichen Nuancen: „Moos, Wiese oder Dschungelgrün ziehen sich durch den gesamten Raum.“ Ein spannender Farbtrend sei auch das „Colourblocking“. Falls Farbmuffel nun auf ein blockieren der Farben gehofft haben, liegen sie leider falsch. „Dabei werden Komplementärfarben, wie Blau mit Gelb oder Grün mit Magenta, eingesetzt. Die Farben dürfen sich schlagen“, erklärt Ehrenfried. Die Wörter „zu bunt“ oder „zu gemustert “ können damit für dieses Jahr aus dem Wortschatz und dem Wohnraum gestrichen werden.
Von: Julia Beirer